Flutwellen auch im Mittelmeer
Bei dem großen Erdbeben von 1956, das eine Stärke von 7,5 auf der Richter-Skala hatte, war es in der Ägäis zu 20 Meter hohen Flutwellen gekommen, die besonders auf den Inseln Amorgos und Astypalaia zu Schäden führten. Eine Bekannte von der Insel Syros berichtete mir, dass es ihr unvergessen geblieben sei, dass sie als 5 jähriges Kind auf einen Baum sitzend, die Überflutung überlebte.Es war daher nahe liegend, dass in Griechenland und den anderen Mittelmeerländern eine Debatte eingesetzt hat, wie derartigen Ereignissen begegnet werden könne. Wie auch im indischen Ozean fehlt es im Mittelmeer bisher an einem Tsunami-Frühwarnsystem. Und dies obwohl gerade der östliche Mittelmeerraum als eines der tektonisch aktivsten Bereiche der Erde gilt.
Wer heute die minoischen Ausgrabungen auf Kreta besucht, wird mit den Folgen einer solchen Flutkatastrophe im Altertum konfrontiert. Nach dem großen Vulkanausbruch von Santorin und der Explosion der Insel war es zu riesigen Flutwellen gekommen, die die Siedlungszentrum der minoischen Hochkultur überfluteten.
Dabei muss man gar nicht so weit in die Vergangenheit zurück blicken, um die Gefahren im Mittelmeer zu verstehen. 1908 kam es in der Folge eines Erdbebens vor Sizilien zu einer Flutwelle, der 26.000 Menschen zum Opfer fielen.
Regierung verspricht Frühwarnsystem
Die griechische Regierung reagierte nach einem Bericht der Zeitung Kathimerini (05.01.05) auf die öffentliche Debatte und kündigte durch Sprecher Antonis Kotzamanis an, ein Frühwarnsystem einzurichten, wie es auch für den indischen Ozean diskutiert wird. Wie der Sprecher allerdings einschränkend eingestehen musste, wird die Schaffung des Vorwarnsystems noch Jahre auf sich warten lassen. Erst einmal müssten die Küstenregionen erfasst werden, die besonders gefährdet seien. Weiterhin müssten geeignete Punkte im Meer bestimmt werden, an denen Sensoren der neusten Generation eingerichtet werden können.
Welche Rolle die EU und die Zusammenarbeit mit Nachbarländern, wie der Türkei bei der Schaffung eines Vorwarnsystems spielen kann, gilt als noch ungeklärt.
Wissenschaftler fordert Erdbebengefahren ernster zu nehmen
Der griechische Seismologe Professor Vassilis Papazachos hat gegenüber der Zeitung Kathimerini (17.01.05) schwere Vorwürfe gegenüber der griechischen Regierung erhoben. Die Regierung spiele die Erkenntnisse über Erdbebenrisiken im östlichen Mittelmeerraum herunter und verweigere notwendige Aktivitäten. Der Wissenschaftler begründete seine Kritik damit, dass man bereits heute in der Lage sei, die wahrscheinlichen Erdbebenereignisse und deren wahrscheinlichen Ausmaße für die nächsten fünf Jahre zu bestimmen. Mit Rücksicht auf die Auswirkungen auf den Tourismus versuche die Regierung diese Erkenntnisse unter der Decke zu halten. Dabei könne man durch vorbereitende Maßnahmen die Zahl der voraussichtlichen Opfer solcher Naturkatastrophen drastisch verringern.
Papazachos hält die Auswirkungen eines Erdbebens mit vermeidbaren Opfern auf den Tourismus für viel schlimmer, als die Auswirkungen rechtzeitiger Warnungen. Die Ereignisse in Südostasien zeigen aus seiner Sicht, welche verheerenden Folgen für den Tourismus, das Fehlen eines Frühwarnsystems habe. Wäre es gelungen, hier rechtzeitig zu warnen, wären die meisten Opfer auch unter den Touristen vermeidbar gewesen.
Die Regierung müsse endlich begreifen, dass die Erdbebengefahren eines der ernstesten Probleme seien, mit denen Griechenland konfrontiert sei. Er forderte die griechische Regierung auf, die Erdbebengefahren ernster zu nehmen und ein Bündel von Anti-Erdbeben Maßnahmen einzuleiten. Dazu sollen auch Überprüfungen aller älteren Gebäude des Landes, insbesondere der im öffentlichen Bereich, gehören. Besonders erdbebengefährdete Gebiete des Landes sollten dabei schwerpunktmäßig behandelt werden. Gegen Flutwellen müssen öffentliche Einrichtungen, wie Sirenen angeschafft werden und die Bevölkerung durch Übungen auf eventuelle Katastrophen vorbereitet werden.
Die Politik müsse den Mut haben, offen über Risiken und besonders gefährdete Gebiete zu sprechen, damit die Menschen die Chance bekommen, sich auf Katastrophen vorzubereiten. Dadurch könnten viele Menschenleben gerettet werden. |
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