Die Kapelle der Panajitsa in der Plaka von Neohori
Die Panajitsa ist eine von vielen nachbyzantinischen Kapellen, die im Pilion verstreut sind. Sie ist letzter Zeuge eines alten Klosters, das idyllisch am Weg zwischen dem Dorf Neohori und dem ägäischen Meer liegt. Sie wurde im Jahr 1655 von Meistern aus Zagora errichtet und von einem unbekannten Malermönch mit Fresken ausgemalt. Sicher ließ sich dieser von der Schönheit und der Einsamkeit dieses Ortes verzaubern, und so pries er die Große Mutter mit der ganzen Kraft seines Glaubens an den Wänden der kleinen Kirche. Es ist auch heute noch ein Ort der Besinnung. Von dort streift der Blick in das unendliche Blau der Ägäis. Bei klarer Atmosphäre sind genau gegenüber die Chalkidike und der höchste Gipfel des Athos zu erkennen.
Von dort kamen die Mönche und bauten ihr Kloster und die erste Kirche auf den Überresten einer frühchristlichen Kirche. Es folgte eine wechselhafte Geschichte und die Mönche mussten sich oft zum Schutz gegen Seeräuber mit den anderen Bewohnern versammeln und ihr Hab und Gut verteidigen. Um 1600 wurde das Kloster von eindringenden Seeräubern verbrannt. Die Bewohner flohen damals auf eine Anhöhe, dem heutigen Neohori. 1655 trugen die Plakioten zum Wiederaufbau bei und es entstand die heutige Panajitsa. Das Kloster wurde reich, beherbergte 40 Mönche, die die gesamten Ländereien bearbeiteten. Mit der Zeit entwickelte sich ein gespanntes Verhältnis zwischen den Neohoriten und den Mönchen, die die fruchtbaren Ländereien der Plaka wie einen abgeschlossenen Besitz innehatten und die Neohoriten nur wie Arbeiter kärglich entlohnten. Etwa um die Mitte des 18. Jahrhunderts war das Bedürfnis, sich aus der mönchischen Abhängigkeit zu befreien so groß, dass es die Neohoriten dazu brachte, sich der Mönche mit Gewalt zu entledigen. So kam es zu den dramatischen Ereignissen, die sich die Leute heute noch erzählen: Die Dorfbewohner stiegen bewaffnet vom Dorf hinab, umzingelten das Kloster und nahmen die Mönche gefangen. Sie wollten keine Zeugen hinterlassen und brachten alle Mönche um, indem sie sie an der nahen Steilküste von 30 m Höhe hinab ins Meer stürzten. Die rasende Menge schrie sogar jedem Mönch ironisch zu: „Spring, Palikari!“, bevor sie ihn in den Abgrund stieß. Doch zurück zur Panajitsa. Am 22. Und 23. August wird ihr Namenstag gefeiert. An diesem Tag kamen und kommen auch heute wieder alle Plakioten, aber auch die Bewohner der umliegenden Dörfer zusammen um den Abendgottesdienst zu beten und am Brechen des Brotes teilzunehmen. Danach wird die ganze Nacht lang gefeiert und gesungen. Am nächsten Morgen wird die Frühliturgie gefeiert und der Priester segnet die „Opfer“, also die mitgebrachten Ziegen und Schafe, wenn sie vor der Kirche geschlachtet und beim anschließenden Fest gebraten werden. In den Nachkriegsjahren wurde es sehr ruhig in der Plaka, die Bewohner zogen in die Dörfer und die Panajitsa blieb sich selbst überlassen. Doch in den letzten 15 Jahren kamen Griechen und „Zugereiste“ in die Gegend und ließen sich verzaubern von der Schönheit und Einsamkeit. Sie beschlossen, dort kleine Häuser zu bauen und gründeten 1996 einen Verein, der das Ziel verfolgt die natürliche Umwelt dieser Region zu bewahren und vor allem für den Schutz und die Erhaltung der Kirche zu sorgen. Alle Mitglieder stellten ihre Kraft und Zeit zur Verfügung, um die Restaurierungsvorschläge zu erarbeiten. Allen voran ein Architekt und eine Theologin aus Berlin. Sie konnten einen der bedeutendsten Restauratoren aus Dresden für dieses Projekt gewinnen, der eine gründliche Studie anfertigte, die den Zustand der Fresken beschrieb und Vorschläge für die Restaurierung erstellte. Mit Hilfe der Griechischen Kulturstiftung in Berlin gab es im Nov 2000 eine Benefizveranstaltung. Aus deren Erlös konnte inzwischen das Dach der Kapelle fachmännisch neu eingedeckt und eine Drainage gelegt werden, damit die kostbaren Fresken vor Feuchtigkeit geschützt werden. So hoffen wir, dass mit diesen Arbeiten der Grundstein für die Erhaltung der Kappelle gelegt wurde, damit kommende Generationen Freude und Erbauung beim Anblick dieses Kleinods finden können. |
Uta Adamis |
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