Die Pilion-Bahn

 

Die Pilion-Bahn

Man nennt Sie „Schmutzfink“, die Pilion-Bahn in Griechenland, die sich von Ano Lehónia nach Miliés quält. Die 15 Kilometer lange Strecke ist seit 1996 wieder in Betrieb, nachdem sie 1971 stillgelegt wurde. Daraufhin gründete sich der Verein der Freunde der Bahn, der mit seinen Mitgliedern dafür sorgt, dass am Wochenende von Ostern bis September, an Weihnachten und zu Epiphanias jeweils eine Fahrt auf der historischen Strecke stattfindet.
1895 wurde der Betrieb auf der 13 Kilometer langen Linie von Vólos nach Ano Lehónia aufgenommen, 1903 kam der zweite Abschnitt dazu. Ein dritter Abschnitt bis zur Ostküste fiel dem Geldmangel zum Opfer. War die Bahn früher für die Gütertransporte in das gebirgige Hinterland wichtig, dient sie heute nur noch touristischen Zwecken. So hört man zwischen den griechischen Stimmen auch Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und andere Sprachen.
Der Beginn der Bahn ist in der Argonauten-Stadt Vólos zu suchen. Dort verkehrte sie früher auch als Straßenbahn. Die Strecke ab Vólos ist heute verbaut durch Straßen und Bäume; so entgeht einem die Fahrt am schönen Golf von Pagasitikos. Diesen Golf kann man aber auch aus dem Gebirge sehen, wenn die Bäume den Blick in die Ferne freigeben. Sehenswert sind auch die typischen Dächer der Pilionhäuser und die mit EU-Mitteln restaurierten Bahnhöfe.
Auf der anderthalb Stunden langen Strecke, gebaut mit deutschen Straßenbahnschienen aus Bochum, sind 250 Meter Höhenunterschied zu überwinden, was in der damaligen Zeit als bautechnische Meisterleistung galt. Die 1903 in Belgien gefertigte Lok „Pilio“ erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 24 km/h. Als 1985 die Regierung beschloss, die Bahn unter Denkmalschutz zu stellen und zum Kulturerbe Griechenlands zu zählen, gab es Schwierigkeiten Techniker zu finden, die alte Loks noch reparieren konnten. Ein extra Triebwagen, Marke Eigenbau, kontrolliert die Gleise nach Felsbrocken und parkenden Autos, während andere ab 6 Uhr morgens mit der Mistgabel die Kohlen aufladen, um die Lok anzuheizen und die Sommerwagen von Hand auf die Gleise schieben. Am Ende der Fahrt in Miliés wird die Lok per Muskelkraft wieder gedreht.
Von hier aus kann man Wanderungen unternehmen, sich die Herrenhäuser von Visítsa ansehen oder einfach nur essen und ausspannen, bevor es nach drei Stunden Pause zurückgeht. Von der verschmutzten Wäsche abgesehen (man sieht aus wie ein Schw…) geht eine einmalige Fahrt zu Ende, an die man sicher noch lange zurückdenkt.

 

Mehr in dem gleichnamigen Film aus der Reihe Eisenbahnromantik.
Im August 1999 selbst erlebt und berichtet von Gabriele, Christian, Catharina und Günter Schmidt.