Der Pilion – unendliche Weiten

 

 

Der Pilion – unendliche Weiten

 

 

Wir schreiben das Jahr 2200 (Entschuldigung 2002). Dies sind die Abenteuer des Raumschiffes Astra, das mit seiner 4 Mann starken Besatzung seit Jahren unterwegs ist (jeweils unterbrochen durch einige Monate in Deutschland), um neue Welten zu erforschen, neue Ortschaften und neue Strände. Viel Lichtjahre (Kilometer) von Deutschland entfernt, dringt der Astra in Regionen vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat (jedenfalls wir nicht).Wir fahren von Vólos, der Hauptstadt von Magnissía Richtung Norden in die Berge. Mit der Stadt zusammengewachsen liegt das Dorf Áno Vólos. Die weißen Häuser im architektonischen Stil des Pílion gebaut, verteilen sich auf vier Siedlungen zwischen Platanen, schattigen und kühlen Bachtälern mit reichlich bewässerten Hängen.

 

Nach zahlreichen Kurven und einigen hundert Höhenmetern erreichen wir Portariá. Von hier zweigen wir nach links ab Richtung Makrinítsa. Makrinítsa ist von Vólos aus am besten zu sehen. Die Häuser und der Berg bilden eine Einheit, so scheint es. Auf der Vorderseite sind die Häuser dreistöckig, auf der Rückseite nur einstöckig – so steil ist hier das Gebirge. Auf dem Weg zum Dorfplatz gibt es außer den üblichen Andenken auch mehrere Stände mit den Gewürzen der Region. Das Museum für Volkskunde ist hervorragend eingerichtet und befindet sich direkt unterhalb des Dorfplatzes, von dem man einen sehr schönen Blick auf Vólos uns Néa Ionía hat. Néa Ionía, inzwischen mit Vólos zusammengewachsen, ist 1922 von Vertriebenen aus Kleinasien erbaut worden. Besonders schön ist dieser Blick nachts, wenn sich ein großes Lichtermeer unter einem ausbreitet.Die Straße führt nur in eine Richtung: zurück nach Portariá. Auf dem Dorfplatz mit Parkmöglichkeiten findet man neben den üblichen Andenken auch viele Stoffe und Webarbeiten, die an die vergangene Zeit erinnern, in denen Portariá die Produkte der Webereien und Gerbereien auf den großen Märkten des Auslandes verkaufte. Zahlreiche Bäche und Brunnen weisen auf den Wasserreichtum hin. Von Vólos decken sich viele mit Wasser zum Trinken und Kochen aus den Bergen ein.

Weiter geht es Richtung Osten nach Chánia (nicht zu verwechseln mit Chaniá auf Kreta), dass wir nach vielen Kurven und weiteren Höhenunterschieden erreichen. Chánia ist die letzte Station diesseits des Pílion und liegt unterhalb des Pourianós Stavrós, der höchste Gipfel des Pílion (1624m). Das nahegelegene Agriólefkes ist das Wintersportzentrum mit Seilbahnen uns Skiliften.

Auch hier gibt es zahlreiche Geschäfte an der Hauptstraße: Honig und süße eingelegte Früchte sind hier das Besondere. An provisorischen Ständen werden Heilkräuter, Tee und Oregano aus den Bergen angeboten. Es gibt 1000 Arten von Kräutern und Heilpflanzen, die heute noch beliebt sind und sehr häufig angewendet werden. Wir entschließen uns, Richtung Gipfel zu fahren und den Oregano selbst zu „ernten“. Überall duftet es danach, aber entweder finden wir keinen oder er ist unerreichbar am Abgrund. So kaufen wir den Oregano lieber bei einer alten Dame im Dorf und unterstützen so die heimische Wirtschaft.

Von jetzt an geht es bergab Richtung Ägäisküste. Auf dem Weg erleben wir die die außerordentliche Schönheit der Natur, die tiefgrünen Berge mit den dichten Wäldern – alles das, was das Besondere des Pílion ausmacht. Selbst in der größten Hitze sprudelt das Wasser aus den Bergen und läuft die Straße entlang. Dies nebeneinander von Bergmassiven mit Wäldern und viel Wasser und ägäischem Meer sorgt für beste klimatische Verhältnisse. Seit dem Altertum ist der Pílion für sein gesundes Klima bekannt.

Die Wälder bestehen vorwiegend aus Laubbäumen, Büschen, Myrten und Lorbeer. An der Straßenkreuzung Karamóva gibt es reichlich Obst zu kaufen. Nach links fahren wir an zahlreichen Apfelbäumen vorbei nach Zagorá. Zagorá, die „Hauptstadt“, ist das Forstzentrum des Pílion. In der Umgebung wächst und gedeiht das Obst, hauptsächlich Äpfel, die in viele Länder exportiert werden. Der Name soll aus einem altslavischen Wort entstammen und „hinter dem Berg“ bedeuten. Einheimische übersetzen Zagorá mit Zóa und Agorá, was auf den Viehmarkt hinweisen soll.

Im nördlichen Pílion fällt das Gebirge steil ins Meer ab. Hier an der Ägäis befinden sich zahlreiche Badeorte, die je nach Größe und Bekanntheitsgrad unterschiedlich stark besucht sind. Milopótamos, Damoúchari, Ághios Ioánnis, Horeftó, Pourí – allen gemeinsam sind die Strände mit kristallklarem Wasser.Wasser ist auch in den Bergdörfern kein Problem. Überall sprudeln Quellen aus dem Gebirge uns das Wasser sorgt dafür, dass der Pílion auch im Sommer grün ist – tiefgrüne Berge, dichte Wälder, grünes Gras und Apfelbäume soweit das Auge reicht.

Pilion, ich komme zu dir, jeden anderen Laut meines Inneren als das frohe Schlagen meines Herzens in deine Wasser einzutauchen.
Um Nike zu vernehmen, deren Stimme an deiner Seite ertönt. Ich komme, um meine Bitterkeit in deinen Nachtigallen zu erlösen, die in deinen schattigen Tälern wohnen.
 

Angelos Sikelianos

Günter Schmidt