Die Türkei auf dem Weg nach Europa

 

Die Türkei auf dem Weg nach Europa

 

Im Dezember haben die Regierungschefs entschieden, dass mit der Türkei ab 03.10.05 Verhandlungen über die Aufnahme in die EU begonnen werden sollen.Die Gegner eines Beitrittes führen folgende Argumente ins Feld: Diskriminierung der Kurden, Verletzung der Menschenrechte, starker Einfluss der Militärs, ein islamisches Land gehöre nicht zum europäischen Kulturkreis und die Überforderung der EU nicht zuletzt in finanzieller Hinsicht.

Die Befürworter sehen in der Türkei einen Gewinn für den Wohlstand in ganz Europa. Der Beginn von Verhandlungen wäre für die Türkei die Option auf Wohlstandsgewinn, politische Stabilität, Freiheit und Demokratie.

Türkei-Experte Jürgen Gottschlich bereist das Land seit über 20 Jahren und lebt dort seit über fünf Jahren. Er hat in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen untersucht, was eine engere Kooperation für die Türkei einerseits und die EU andererseits bedeuten kann.

So porträtiert er die Anhänger des Staatsgründers Kemal Atatürk, die darauf achten, dass der 1923 eingeschlagene Weg einer Trennung von Staat und Religion beibehalten wird, genauso wie den islamisch geprägten Staatspräsidenten Erdogan, der für eine moderne Türkei mit europäischen Grundsätzen eintritt.

Behandelt werden die Rolle der Frau, die Situation der Menschenrechte, die Lebensbedingungen der Kurden, der wirtschaftliche Alltag.

Die außenpolitischen Perspektiven der friedlichen Integration eines islamischen Landes in die europäische Gemeinschaft werden als Chance dargestellt und als Antwort auf den vorgeblich unausweichlichem Kampf der Kulturen gegeneinander.

Eine Chronik der europäisch-türkischen Beziehungen in den letzten 500 Jahren komplettiert diesen kenntnisreichen Reportageband, heißt es in der Vorschau.

Das Buch “Die Türkei auf dem Weg nach Europa. Ein Land im Aufbruch” ist im Ch. Links Verlag Berlin erschienen, hat 184 Seiten und kostet 14,90 Euro (ISBN 3861533308).

 

Günter Schmidt

Ein Nachtfalter flattert durchs pralle griechische Leben, Kommissar Kostas Chariotis – ein Grieche wie er im Buche steht

 

Ein Nachtfalter flattert durchs pralle griechische Leben Kommissar Kostas Chariotis
ein Grieche wie er im Buche steht

 

Die Urlaubsreise nach Griechenland steht bevor und neben dem Bikini, Badehose und Reiseführer gehört auch Unterhaltungslektüre in das Reisegepäck. Und da gibt es in diesem Jahr eine besondere Empfehlung für Hellas-Reisende. War es bisher der Krimi, oder der Liebesroman oder realistische Alltagsromane für die man sich entscheiden musste, so hilft uns nun der griechische Schriftsteller Petros Markaris auf die Sprünge.Mit seinem Kommissar Kostas Chariotis entführt uns Markaris direkt ins pralle griechische Leben. Chariotis Kriminalfälle spielen im alltäglichen Leben Athens und die Menschen um ihn herum sind Griechen des realen Lebens. Und das griechische alltägliche Leben hat es in sich, wie wir ja aus eigener Erfahrung wissen.

Auch für Kommissar Chariotis gibt es die Notwendigkeit in den Urlaub zu fahren um sich von den Strapazen der Athener Unterwelt zu erholen. Da griechische Polizistengehälter nicht hoch sind und da seine Frau weiß, wo es sich gut und billig Urlaub machen lässt, geht die Urlaubsreise für Kostas auf eine kleine Kykladeninsel, auf der seine Schwägerin ein Haus ihr Eigen nennt. Ein Erdbeben der Stärke 5,4 lässt aber nicht nur das Urlaubsdomizil erzittern, sondern auch einen Berghang, der ins Tal rutscht und ganz nebenbei eine Leiche freilegt. Und futsch ist die Urlaubsruhe unseres Kommissars. Die Spuren des Mordes führen nach Athen und Kostas bekommt reichlich zu tun im sommerlichen Athen. Die Spuren führen in einen Nachtclub, dessen Besitzer vor eben diesen von unbekannten erschossen wurde. Dem Nachtclubbesitzer gehört auch ein Fußballverein und der Tote von der Insel war ein korrupter Schiedsrichter. Die Fälle verwickeln sich und manches scheint klar zu sein. Aber wie so oft, der erste Schein trügt oft….

Petros Markaris führt uns in seinen Romanen in eine Vielzahl von alltäglichen Situationen, die mit viel Sprachwitz und liebevoll-sarkastischer Beschreibung der Tücken des Alltags in Griechenland gewürzt sind. Und man kann eine Menge in diesen Krimis lernen. So zum Beispiel, was man mit seinem Auto macht, wenn es zu einem der berüchtigten schweren Regenfälle in Athen kommen sollte, bei denen sich ganze Stadtteile in reißende Flüsse verwandeln können. Oder wie man trotz der in Folge eines zweiwöchigen Streiks aufgehäuften Menge von Abfällen auf Athens Straßen, den Omonia Platz erreichen kann.

Der Züricher Diogenes Verlag hat bisher zwei Romane von Petros Markaris mit der Figur des Kommissars Chariotis aufgelegt, die liebevoll und mit viel Sprachwitz von Michaela Prinzinger in Zusammenarbeit mit dem Autor ins Deutsche übersetzt wurden.

„Hellas Channel“ (ISBN 3-257-23282-9) und „Nachtfalter“ (ISBN 3-257-23353-1) lauten die Romantitel dieser beiden Taschenbücher, die für 10,90 € bzw. 11,90 € im Buchhandel erhältlich sind und nicht nur für Griechenlandreisende eine besonders empfehlenswerte Sommerlektüre sind.

 

Christian Schwarzenholz

Fran Dorf: „Die Totdenkerin“

 

Fran Dorf: „Die Totdenkerin“

 

Zwar hat dieser Roman nichts mit Griechenland zu tun, aber dennoch mag ich ihn euch nicht vorenthalten. Der Urlaub steht vor der Tür und ich persönlich bin ich immer sehr empfänglich für gute Tipps zum Lesen am Strand.
Das Buch handelt von einer Frau, die davon überzeugt ist, dass sie die Menschen zu Tode „denkt“. Wie mag das gehen? Ist doch eigentlich nicht möglich, denkt sich auch der Ermittler, der dem Geständnis dieser Frau auf den Grund geht. Er ist überwältigt von dieser Frau, die das Geständnis abgegeben hat, um andere vor sich zu schützen, und kann nicht glauben, dass sie eine Mörderin sein soll.
Es ist ein atemberaubender Thriller, den man erst aus der Hand legt, wenn man weiß, was des Rätsels Lösung ist. Ein Roman, von dem Stephen King sagt: Ich wünschte, ich hätte dieses Buch geschrieben.

Erschienen in Serie Piper (ISBN 3-492-22959-X)

 

Athanassia Moudiou

 

Giorgos Polirakis: Chorevontas stin siopi – tanzend in der Stille

Giorgos Polirakis: Chorevontas stin siopi – tanzend in der Stille

Ein Roman für Menschen, die der griechischen Sprache recht gut mächtig sind und die feine Ausdrucksweise des Autors genießen können. Immerhin hat er in Griechenland bereits mehrere Preise bekommen, obwohl er eigentlich als Chir-urg in Thessaloniki tätig und nur nebenbei als Schriftsteller.
Vom Geschehen her ist es eine Geschichte, die für deutsche Leser eher etwas langweilig und banal, vielleicht sogar an den Haaren herbeigezogen, klingen mag. Und trotzdem weiß der Autor zu fesseln mit dem, was er schreibt. Für einen schönen Urlaub oder auch einen verregneten Novembertag genau das Richtige.

Erschienen im Psichogios-Verlag (ISBN 960-274-332-8)

 

Athanassia Moudiou

Im Dickicht des Pelion

 

Im Dickicht des Pelion

 

„Horefto ist ein kleines Fischerdorf zu Füßen des nördlichen Pilion und gleichzeitig der Schiffsplatz des großen reichen, an der Hüfte des Pilion gelegenen Zagora. Ein Zickzackweg aus rohen Steinen, in langen Stufen getreppt, verbindet die beiden Orte. Lastbare Mulis besorgen den Transport von Nüssen, Äpfeln, Kastanien und Unmassen fetter glibberiger Oliven. Motorboote haben von dort eine Tagereise bis zur Hafenstadt Volos. Es gilt, den ganzen langen schenkelförmigen Südzipfel des Pilion, das Land Magnesien, zu umfahren. Segelschiffe, besonders wenn sie schwer geladen haben, brauchen mehrere Tage. Da sind nätürlich auch Möglichkeiten, die Waren gleich die Ägäis hinauf nach Saloniki zu schaffen. Jedoch, sehr beliebt ist das nicht. Die Ägäis aufwärts, an den Steilküsten des Pilion und Ossa entlang, ist gefährlich. Die Ägäis abwärts hat mehr Schlupfwinkel, Häfen, schützende Buchten. Das Wetter bei uns ist nicht immer gut. In ganz Hellas schimpft man es das unzuverlässigtse gefährlichste Wetter. So wie dieses Wetter, so sind unsere Menschen…“
So beginnt der Roman „Im Dickicht des Pelion“ von Werner Helwig. Erzählt werden die Erlebnisse eines Fremden, dem er den Namen Clemens gibt. Clemens, ein Sonderling, ist schon seit zehn Jahren in Hellas und hat einige „Schicksale, die ich ihn hoch hinauftrugen und tief hinabstürzten“ hinter sich. Er setzt sich ein für Charikli, die „Freudenspendende“, die sich erst heimlich dem Fischer Jorgos versprochen hat und ihn dann gegen den Willen der Eltern heiratet.

Natürlich sind alle hinter Charikli her. Clemens verteidigt sie gegen alle, die ihr gegen ihren Willen zu nahe kommen, besonders gegen den Raufbold Mitscheas. Im Kampf gegen Mitscheas verliert Clemens fast sein Leben. In Flamburi werden Arbeiter für einen Kapellenbau gesucht. So macht sich Clemens in die Wildnis des nördlichen Pilion auf, in der Hoffnung, dem Herbst mit seinen Stürmen und Regenböen zu entfliehen und ein warmes Dach über dem Kopf zu haben. Vielleicht ist es überhaupt das beste, Mönch zu werden, einen neuen Namen zu bekommen und so der Welt des Bösen zu entfliehen…

Der Autor Werner Helwig wurde am 14.01.1905 in Berlin geboren und besuchte seine Liebe Griechenland auf drei Reisen zwischen 1935 und 1938. Sie führten ihn in das Piliongebirge, auf dem Schiff durch die Ägäis und das Ionische Meer. Er starb am 04.02.1985 in Genf. Im „Dickicht des Pelion“ entstand 1941 und ist mit den Romanen „Raubfischer in Hellas“ (1939) und „Reise ohne Wiederkehr“ (1953) Teil seiner Hellas-Trilogie. Wir danken der Rechtsnachfolgerin des Autoren, Frau Ursula Prause für die Genehmigung, einen Auszug aus dem Buch in unserer Zeitung veröffentlichen zu dürfen.

Anmerkung der Redaktion: Da das Buch derzeit vergriffen ist, kann man es nur gebraucht über die entsprechenden Internetanbieter erwerben.

 

Günter Schmidt