Kreta

 

Kreta

 

25.02. – 11.03.2001

Allein schon der Flug von Hannover nach Heraklion hatte es in sich – umsteigen in Zürich, dann noch mal umsteigen in Athen, und prompt nicht mitbekommen, dass man in Athen auch noch zu einem Westterminal muss…nach diesem etwas umständlichen Flug (was will man machen, es war ja nun mal keine Saison) endlich Ankunft in Heraklion…endlich auf Kreta!!! Die nächsten 14 Tage wollten wir einiges von der Insel sehen und den Frühling genießen!

Wie bereits von vielen Freunden und Bekannten beschrieben, ist Heraklion nun keine wirklich schöne Stadt. Den ersten Abend haben wir uns jedoch ohnehin erst mal vom Flugstress erholt, und das mit 19 Grad doch recht milde Wetter entschädigte uns dafür, dass wir um 4 Uhr morgens bei minus 7 Grad und 10 cm Schnee in Bad Harzburg losgefahren waren.

Am ersten echten Kreta-Tag galt es natürlich erst mal, die Stadt zu erkunden, die mit ihrer Kathedrale, ihrer Einkaufsstraße und ihren Überresten venezianischer Kultur schon ihre Reize hat. Weiterhin stand dann der wahrscheinlich klassischste aller Besuchspunkte auf dem Programm: der Palast von Knossós. Und hier wurde es dann auch wirklich Frühling: am 26. Februar Mandelblüten, Lorbeer- und Olivenbäume zu sehen, während zur gleichen Zeit zu Hause Schnee lag, war etwas sehr Erhebendes und erschien fast noch aufregender als der Palast selbst.

Bereits in Heraklion jedoch, und das zog sich durch den ganzen Aufenthalt auf der Insel, zeigte sich die besondere Gastfreundschaft der Menschen. Wirklich wie im Reiseführer beschrieben, kommen völlig fremde Menschen in einem Hotel, in dem man sich nach einem Zimmer erkundigt, auf einen zu, fragen, woher man kommt, bieten Kaffee und Halvas an und plaudern, so dass man sich gleich freundlich aufgenommen fühlt. Bisher dachte ich stets, dass das etwas sei, was man im Reiseführer nur schreibt, um die Leute ins Land zu locken, aber diese Gastfreundlichkeit gibt es dort wirklich.

Mit dem Bus ging es weiter nach Ierápetra, wo wir ebenfalls freundlichst aufgenommen wurden (an dieser Stelle ganz lieben Dank an Lisa und Takis!). Wir haben diesen Ort sehr schnell lieben gelernt, nicht nur weil er das beste Klima der Insel haben soll, sondern weil es ein sehr schöner, ruhiger und im Winter auch sehr angenehmer Ort ist, an dem man sich gerne aufhält. Wirkliche Sehenswürdigkeiten hat Ierápetra eigentlich gar nicht zu bieten. Weniger touristisch- kulturelle Höhepunkte als vielmehr Strandwanderungen, das Genießen der Ende Februar bereits üppigen Pflanzenwelt und eine Wanderung zum nahegelegenen Stausee bestimmten daher hier unsere Tage. Und auch wenn das Meer noch zu kalt zum Baden war, so war es doch sehr schön, einfach dort zu sein und die Luft zu atmen und aufs Meer hinauszusehen.

Mit einem Mietwagen ging es dann weiter, zunächst durch die Messara-Hochebene nach Mátala. Das war ein Erlebnis der besonderen Art, denn man erlebt es nicht alle Tage, dass man in einem ausgesprochenen Touristenort der einzige Tourist ist! 98 Prozent der Häuser waren geschlossen, es hatten nur ein einziges Kafeneíon und zwei Restaurants geöffnet, und man wurde dadurch wiederum daran erinnert, dass man außerhalb der Saison reiste. Aber auch hier haben die netten Menschen und ein wunderschöner Sonnenuntergang für vieles entschädigt (auch für die kalte, stürmische Nacht, die wir dort verbrachten).

Die berühmten Höhlen von Mátala sind für meine Begriffe etwas nichtssagend, zumal man auch noch 500 Drs. Eintritt zahlt, selbst im Winter. Nirgendwo ist eine Erklärung zu finden, was es mit diesen Höhlen auf sich hat bzw. wann und wozu sie entstanden sind. Das Schild „römischer Friedhof“ hilft nicht wirklich weiter, da die Höhlen nicht als solcher zu erkennen sind. Insofern hätte es auch gereicht, sie von außerhalb der Umzäunung zu photographieren. Daher fiel es uns auch nicht so schwer, den Weg in Richtung Rethymnon fortzusetzen. Kurz hinter Mátala, bei den Ruinen von Kommo, bot sich uns allerdings ein phantastischer Anblick: das Meer, in greifbarer Nähe zu den 2500 Meter hohen Bergen des Hinterlandes! Dieses Bild verdeutlichte so intensiv die Vielfalt dieser Insel, dass wir den Anblick gern noch länger genossen hätten, aber dann machten wir uns doch lieber auf den Weg in die Berge.
Nach Stunden abenteuerlichster Straßen, mehrerer Ziegen- und Schafherden und einigen idyllischen Zwischenhalten z.B. in Agía Galini und Melambes erreichten wir Rethymnon.

Wenn man aus der relativen Ruhe des Südens nach Rethymnon kommt, ist die Lebhaftigkeit der Stadt doch schon fast beunruhigend. Besonders am Abend kann man sich am sehr romantischen venezianischen Hafen mitten ins „Gewühl“ stürzen oder von Bar zu Bar wandern. Und tagsüber hat man natürlich eine vielfältige Auswahl an Besichtigungsmöglichkeiten: die schöne, verwinkelte Altstadt, der malerische Arimondi-Brunnen, der Hafen mit seinem Leuchtturm und die imposante Festung mit der leerstehenden Moschee sind einfach sehenswert. Und auch das relativ nahegelegene Kloster Arkádi ist in jedem Fall einen Ausflug wert, da man hier recht viel über die türkische Besatzung und den Widerstand erfährt.

Ein Buchtipp für alle, die Rethymnon auch aus einer anderen Perspektive kennen lernen möchten: „Chronik einer Stadt“ von Pandelis Prevelakis erzählt von Aufstieg, Blüte und Fall Rethymnons und beschreibt ihren Flair und ihre Mentalität.

Nach zwei Tagen in Rethymnon setzten wir dann unseren Weg in Richtung Chaniá fort. Auch diese Stadt hat ein sehr eindrucksvolles Flair, macht aber gleichwohl noch einen „jugendlicheren“ Eindruck, und durch den großen Militärstützpunkt ist auch eine ausgeprägtere Internationalität zu spüren. Das heißt allerdings auch, das die ganze Stadt zu diesem Zeitpunkt voller amerikanischer Soldaten war, was bei den Griechen nicht nur Gegenliebe hervorruft.

Auch hier stellt natürlich neben der pittoresken Altstadt sowie zahlreichen anderen Bauwerken aus der venezianischen und türkischen Zeit der Hafen die zentrale Sehenswürdigkeit dar. An diesem tummeln sich am Abend denn auch die Touristen, die in Chaniá auch um diese Jahreszeit schon recht zahlreich sind. Davon abgesehen bietet Chaniá natürlich auch für die Einheimischen ein umfangreiches Nachtleben, welches sich aber anscheinend etwas abseits des Hafens abspielt und wo man als Tourist wiederum auffällt.
Einen besonderen Höhepunkt unseres Aufenthaltes stellte allerdings ein Abendessen mit Lydia Katzivelas dar, durch die wir typisch kretische Gerichte kennen lernen konnten. Und obwohl wir zunächst für Amerikaner gehalten wurden (zumal das ganze Lokal mit Amerikanern besetzt war), wurden wir nach den ersten griechischen Wörtern besonders freundlich aufgenommen.

Am nächsten Tag machten wir uns dann auf den Weg, die Halbinsel Akrotíri nordöstlich von Chaniá ein wenig zu erkunden. Auf Empfehlung von Lydia fuhren wir zum Kloster Gouvernéto, welches prompt für Besucher geschlossen war, machten uns aber dann von dort aus auf die Wanderung zur Höhlenkirche Iero Spiléo, und von dort aus weiter zum verlassenen Kloster Katholikó. Diese Wanderung war wirklich eine Erbauung, da man sich scheinbar endlos zunächst bergab (und auf dem Rückweg natürlich bergauf) durch eine wunderschöne, leise Landschaft bewegt, in der es nach Oregano und anderen Kräutern riecht, wo überall in den kleinen Schluchten Ziegenglocken bimmeln und in der Ferne das Meer leuchtet. Am Kloster Katholikó, das seit langem verlassen und praktisch eine Ruine ist, kann man dann vor allem Stille genießen, in der Sonne sitzen und sich fragen, warum Menschen eine solche Einsamkeit wählen. Aber eigentlich sollte es gar keine philosophische Wanderung werden…Dieser Ausflug ist bei schönem Wetter absolut zu empfehlen, allerdings sollte man sich etwas zu trinken mitnehmen!

Tags darauf machten wir uns dann wieder auf den Weg zurück nach Ierápetra. Irgendwie hatte es uns dieser Ort ja nun angetan, und deswegen verbrachten wir die letzten 3 erholsamen Tage dann dort. Wir hatten eine phantastische Gastgeberin (im Gästebuch findet ihr den entsprechenden Link zur Homepage), und der Abschied fiel uns schon nahezu schwer, als wir am 10. März wieder nach Heraklion fuhren. Nachdem wir dann am nächsten Morgen den Flug nach Athen erfolgreich hinter uns gebracht hatten, mussten wir allerdings noch 5 ½ Stunden Aufenthalt bis zum Weiterflug nach Zürich überbrücken. Diese Zeit haben wir dann genutzt, um mit dem Bus und danach mit dem neuesten Wunder griechischer Technik, nämlich der Athener U-Bahn (Metró), zur Akropolis zu fahren!

Da bis zum 31.03. der Eintritt dort frei war, waren wohl noch einige andere Touristen (sogar aus Bayern) auf dieselbe Idee gekommen. Es war aber trotzdem sehr eindrucksvoll, auf solch alten Wegen zu wandeln.

Unser Urlaub endete dann am Abend des 11. März mit der Ankunft im kalten Hannover, aber es war mit Sicherheit nicht das letzte Mal, dass wir Kreta besucht haben!!!

 

Dietrich Habeck / Christian Hauf

 

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